Westerwaldsteig an einem Tag

235 Kilometer mit rund 2.800 Höhenmetern in 24 Stunden

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Eigentlich zum Wandern gedacht…

Dreifelden (9. März 2021)
Michaela und Günter Geimer haben den Ausgangspunkt ihrer Etappe gerade erreicht, als sie vor dem Loslaufen zunächst noch eine freudige Nachricht „verdauen“ müssen: Das Paar, das mit seinen Kameraden der „MANNschaft“ an einem Tag den gesamten „WesterwaldSteig“ joggend als Team bezwingen will, erhält just vorm Start die Botschaft von der Geburt seines Enkelkindes Finnlay. Teamkollegen der frischgebackenen Großeltern sind in diesem Moment jedoch schon an anderer Stelle auf dem „WesterwaldSteig“ unterwegs – beziehungsweise ein paar Kilometer daneben. Aber das wird sich erst im Verlauf des bewegungsreichen Tages aufklären…

Die „MANNschaft“, der von „MANN Naturenergie“ unterstützte „Verein zur Förderung des Ausdauersports e.V.“ mit Sitz in Dreifelden, hat sich für das ungewöhnliche Vorhaben aufgeteilt: „Coronakonform“ gehen Einzelstarter oder maximal Zweierteams parallel auf ihre jeweilige Etappe, damit bis zum Einbruch der Dunkelheit die gesamten 235 Kilometer des Premiumwanderweges bewältigt werden können. Thomas Schneider – er läuft den 15 Kilometer langen Abschnitt von Weyerbusch nach Flammersfeld – vermisst in der „Corona-Zeit“ Wettkämpfe: „Von daher war die Idee zu diesem ‚anderen Lauf-event‘ für mich genau richtig.“

„Gerade zu Beginn merkten wir, warum der ‚WesterwaldSteig‘ ‚WesterwaldSteig‘ heißt. Wir mussten durch Hergenroth in Richtung Halbs und dann bis auf den Hergenrother Kopf ‚klettern‘“, werden Jonas und Lukas schildern, wenn sie die mit 20,5 Kilometern zweitlängste Etappe von Westerburg bis Freilingen nach zwei Stunden geschafft haben werden. „Man merkt, dass der ‚WesterwaldSteig‘ eigentlich zum Wandern gedacht ist.“

„Als mich die E-Mail zum Vorhaben Anfang Januar erreichte, war mir sofort klar: Diese tolle Aktion werde ich unterstützen“, erzählt Bernd Schüßler. „Denn damit wird einmal mehr der Beweis angetreten, in welcher schönen Region wir leben.“ Mit Laufpartner Maik Wahler startet Schüßler am Wanderparkplatz „Drei-Kaiser-Eiche“ oberhalb von Rennerod. Neben Sehenswürdigkeiten wie dem Katzenstein geht es auf der vierten Etappe, die die zwei „bearbeiten“, durch die „Holzbachschlucht“, zweifelsohne einer der interessantesten Abschnitte des gesamten Premiumwanderweges. „Da sollte man mal kurz innehalten, um die fast unberührte Natur zu betrachten“, empfiehlt Schüßler – selbst, wenn das ein paar Sekunden bei der Gesamtdauer kostet.

Von einer schnellen Etappenzeit verabschieden kann sich derweil Markus Mann – spätestens, seit er unweit des Aussichtsturmes am Beuelskopf, den die elfte Etappe zwischen dem Kloster Marienthal und Weyerbusch passiert, besser sorgsamer die Wegeführung verfolgt hätte! Zusammen mit seiner Frau Tanja, Tochter Johanna und Hündchen Leni hat der Chef von „MANN Naturenergie“ sich zum Marschieren statt Joggens entschieden. Nach der Vesper am Beuelskopf sind es noch neun Kilometer von insgesamt 16 bis zum Ankunftsort Weyerbusch. „Wären es gewesen, wenn man die Augen auf die Beschilderung gehabt hätte!“, gesteht Mann schmunzelnd im Nachhinein. „Strafe muss sein, und ein kleiner Umweg fördert die Kalorienverbrennung“, nimmt er den unfreiwilligen Abstecher leicht.

Dennis Pauschert und Marcel Graf berichten gleichermaßen davon, sich zweimal verlaufen zu haben. Aber Ausblicke wie vom Wildpark Bad Marienberg über den Westerwald, aus dem Tal von Unnau kommend auf das Barock-Schloss Hachenburg oder auf dem Philosophenweg mit Blick zum Siebengebirge entschädigen die zwei Sportler auf der achten Etappe, die über 15 Kilometer Bad Marienberg mit Hachenburg verbindet.

Daniel Rahn und Benjamin Klöckner erleben ebenfalls, wie schnell man den rechten Pfad verlassen kann, wenn man joggend und damit zügiger, als es als Wanderer der Fall wäre, auf dem „WesterwaldSteig“ unterwegs ist: „Auf den tollen Waldwegen stellte sich rasch ein schöner ‚Trailrunning-Flow‘ ein. So kam es auch, dass wir nach etwa 30 Minuten einen Abzweig übersahen. Irgendwann, als dann keines der Schilder mit dem Logo des Steigs mehr zu sehen war, wurden wir stutzig – und mussten etwa zwei Zusatzkilometer in Kauf nehmen, um zum ‚WesterwaldSteig‘ zurückzugelangen.“ Bis zum Ziel Breitscheid haben die beiden noch eine sonderbare Begegnung: „Normalerweise ist man als Westerwälder Läufer es gewohnt, unterwegs mal Rehen, Füchsen oder Hasen zu begegnen – hier sind es Flamingos!“, schildert Daniel Rahn. Doch das ungewöhnliche Zusammentreffen ist schnell aufgeklärt: der Vogelpark in Uckersdorf liegt am Wegesrand.

Pascal Pfau und Sebastian Pläcking genießen unterdessen im wild-romantischen Tal des Grenzbachs die Kulisse. Das neun Kilometer lange Waldgewässer bildet die Grenze zwischen dem Puderbacher Land und dem Raiffeisenland. Nachfolgend bestaunen Pfau und Pläcking das unbestrittene Highlight der 13. Etappe: den Hölderstein. „Ein kolossales, mit Buchen und Eichen bewachsenes Felsgebilde mit guter Sicht ins Grenzbachtal’, beschreibt Pascal Pfau nach Erreichen Horhausens.

Pierre und Christopher sind eher Radfahrer denn Läufer. Deswegen war es ihnen durchaus recht, mit dem sechs Kilometer langen siebten Teilstück zwischen Nistertal und Bad Marienberg den kürzesten Abschnitt des „WesterwaldSteigs“ zu erlaufen, der die Erbacher Brücke unterquert, die bei ihrer Fertigstellung 1911 mit 40 Metern Deutschlands höchste Betonbrücke war.

Nicht den kürzesten Abschnitt, jedoch den Streckenteil mit dem höchsten Startpunkt haben sich Marco Lenz und Flo Zilz ausgesucht. Sie starten auf der größten Erhebung des Westerwaldes, der „Fuchskaute“ (654 Meter). Waldwege, Wisente und Windräder sind ihre Begleiter hinab nach Rehe. „Dann passierte uns bei Kilometer acht ein folgenschwerer Fehler“, gesteht Marco Lenz nach Erreichen des Ziels: „An einer unübersichtlichen Stelle verlassen wir den ‚WesterwaldSteig‘ über eine frische Rückegasse und finden uns mitten im gerade abgeholzten Nadelwald wieder. Noch nicht bemerkend, den korrekten Weg verlassen zu haben, machen wir weiter Meter für Meter gut – in die falsche Richtung! Nach etwa fünf Kilometern Umweg nehmen wir die Fährte wieder auf und sind zurück auf dem tatsächlichen Verlauf der Etappe drei.“

Dennoch erreichen die zwei „MANNschaft“-Mitglieder den Zielort Rennerod – allerdings nach fast 18 Kilometern statt der „offiziellen“ 13,2, die die Etappe drei eigentlich misst… Gleichwohl: Angekommen sind sie schlussendlich – so wie alle 28 Sportler, die insgesamt 31 Stunden auf den 16 Etappen unterwegs gewesen sein werden, ehe das letzte Foto am Zielort Bad Hönningen von Julius Emil Mann und Louis Reinemer geschossen wird – und das Vorhaben geglückt ist.


© Westerwald Touristik-Service

© Westerwald Touristik-Service

DIe Etappenberichte unserer Teilnehmer

Etappe 1 | 16km:
Herborn - Breitscheid

Etappe 2 | 11km:
Breitscheid - Fuchskaute

Etappe 3 | 13km:
Fuchskaute - Rennerod

Etappe 4 | 16km:
Rennerod - Westerburg

Etappe 5 | 20km:
Westerburg - Freilingen

Etappe 6 | 18km:
Freilingen - Nistertal

Etappe 7 | 6km:
Nistertal - Bad Marienberg

Etappe 8 | 15km:
Bad Marienberg - Hachenburg

 

Etappe 9 | 11km:
Hachenburg - Limbach

Etappe 10 | 21km:
Limbach - Marienthal

Etappe 11 | 16km:
Marienthal - Weyerbusch

Etappe 12 | 15km:
Weyerbusch - Flammersfeld

Etappe 13 | 15km:
Flammersfeld - Horhausen

Etappe 14 | 17km:
Horhausen - Strauscheid

Etappe 15 | 17km:
Strauscheid - Waldbreitbach

Etappe 16 | 12km:
Waldbreitbach - Bad Hönningen


Presseberichte

Das schreibt die Siegener Zeitung:

Herausforderung vor der Haustür (Siegener Zeitung)

 

Das schreibt die Westerwälder-Zeitung:

Im Staffellauf den Westerwaldsteig gemeistert (Westerwälder-Zeitung vom 13.03.2021, Seite 21)
Mit freundlicher Genehmigung der Westerwälder-Zeitung