Berlin

In vier Tagen vom Westerwald nach Berlin

Autor: Daniel Stefes, Team Radmarathon
Die MANNschaft e.V. Verein zur Förderung des Ausdauersports

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Unser großes Saisonziel 2020 sollte der Ötztaler Radmarathon werden. Die Veranstaltung wurde aufgrund Corona zwar abgesagt, aber wir wollten zu siebt trotzdem ein paar schöne Tage in Sölden verbringen und sonntags die Strecke des Ötztalers über vier Alpenpässe mit dem Rad in Angriff nehmen. Zwei Tage vor der Abreise telefonierten wir alle zusammen und diskutierten über die Wetteraussichten für Sölden: genau für dieses Wochenende gab es Unwetterwarnungen mit Starkregen, Gewitter und Hagel. Markus Hofmann und Christian Geimer wollten trotzdem hin und die Tour einfach probieren – aber das wurde zu einer anderen, ganz eigenen Geschichte …


Wir übrigen waren für Sölden raus und hatten ganz kurzfristig eine andere Idee: donnerstags im Westerwald starten und sonntags am Brandenburger Tor sein. Nachdem Julian und Christoph auch zugunsten von Heimwerkerprojekten absagten blieben Nico, Tobias und Daniel übrig. Wir hatten geplant, dass immer zwei mit dem Rad und der dritte mit dem Begleitfahrzeug unterwegs sein sollte. Am Donnerstag, dem 27. August um kurz vor zehn starteten wir in Pracht. Nico musste noch arbeiten, fuhr also am ersten Tag Auto. Tobias und Daniel starteten mit dem Rad. Durch das Siegtal über Betzdorf, Siegen und Netphen quer durchs Sauerland erreichten wir nach 158 km und sechs Stunden Bad Wildungen am Edersee.


Der Freitag wurde schon etwas länger: Nico und Daniel waren zuerst mit dem Rad unterwegs. Kurz hinter Kassel besuchten wir noch einen Bekannten und nahmen dafür einige Extrahöhenmeter in Kauf. Nach schönen Kilometern entlang der Fulda wechselten sich Nico und Tobias wieder ab. Nun ging es in ständigem auf und ab über Duderstadt und Herzberg bis in den Harz. Der Schlussanstieg kostete noch einmal richtig Körner und endete schließlich bei einer Pension in St. Andreasberg am Ende einer viel zu langen fünfzehnprozentigen Rampe. Abends waren wir bei einem Arbeitskollegen von Tobias zum Grillen eingeladen – der perfekte Abschluss dieser 187 Kilometer langen Etappe.


Am folgenden Samstag folgte unsere Königsetappe. Heute machten Tobias und Nico den Anfang und Daniel fuhr Auto. Es ging direkt sehr hügelig nach Braunlage. Einmal in der Gegend wollten wir uns den Anstieg auf den Brocken – mit 1.140 Metern der höchste Gipfel weit und breit – nicht entgehen lassen und nahmen den 15 Kilometer langen Anstieg alle gemeinsam in Angriff. Bei pfeifendem Wind und kalten Temperaturen erreichten wir den höchsten Punkt und machten uns gleich wieder an die Abfahrt. Jetzt hieß es für Nico und Tobias Kilometer machen. Später wechselten wir nochmal durch und genossen den Rückenwind, sodass wir unterwegs entschieden noch ein paar Kilometer zu verlängern. Kurz vor unserem Ziel in Brandenburg an der Havel wollte Tobias abkürzen, was uns allerdings eine gute halbe Stunde extra in einem unübersichtlichen Wald und fast unfahrbarem Gelände einbrachte … so erreichten wir erst abends unser Ziel am Kloster Lehnin, nach 220 Kilometern.


Sonntags war es dann nicht mehr ganz so weit bis Berlin. Auf flacher Strecke ging es durch Potsdam zum Wannsee, wo Tobias mit dem Auto wartete. Ab hier genossen wir dann gemeinsam zu dritt die letzten Kilometer in die Hauptstadt. Vorbei am Olympiastadion auf die Straße des 17. Juni – die nach einer großen Demonstration am Vortag noch für Autos gesperrt war und wir so von der Siegessäule bis zum Brandenburger Tor die Straße fast für uns alleine hatten – ein besonderes Erlebnis! Nach der verdienten Currywurst ging es weiter: Reichstag, Dom, Alexanderplatz bis zum ehemaligen Flughafen Tempelhof, eine Startbahn rauf und die andere runter. Am frühen Nachmittag waren wir nach 120 Kilometern zurück am Wannsee und traten mit dem Auto die Heimreise in den Westerwald an.

Vier perfekte Tage auf dem Rennrad: 686 Kilometer, komplett pannenfrei und ohne einen Tropfen Regen. Und dazu viele tolle Erlebnisse und Eindrücke als MANNschaft! Danke Jungs!