„Mörsbachmän“: Es geht ums Wirgefühl, nicht unbedingt ums Podium

Schnellster aus seinem Team wird am Ende Erhan sein. Mit einer Nettozeit von 1:12:43 belegt er den beachtlichen elften Platz der Gesamtwertung sowie den fünften seiner Altersklasse 30m, gefolgt von Pascal (sechster der 30m) auf dem zwölften und Benjamin (vierter der Altersklasse 40m) auf dem 14. Rang. Die zwei kommen nur Sekunden nach Erhan im Ziel an. Mag die „Kroppacher Schweiz“ genannte Region im Hachenburger Westerwald sonst eher für Ausflugsziele wie die Zisterzienserabtei Marienstatt oder ihre schöne, vom Flüsschen Nister durchzogene Landschaft mit hinreißenden Aussichtspunkten wie der „Spitzen Ley“ bekannt sein, ist hier alljährlich am zweiten Wochenende im August der „Mörsbachmän“ DAS Highlight!

Benjamin (vorne) und Pascal auf der 240 Meter langen Schwimmstrecke.

Bei diesem Sprint-Triathlon, der in diesem Jahr zum 39. Mal ausgetragen worden ist (siehe auch „Die Spielmöglichkeiten an der Grillhütte…“), sind 2025 neben Erhan, Pascal und Benjamin insgesamt sage und schreibe 21 Starter aus der von „MANN Naturenergie“ gesponserten „MANNschaft e. V.“ angetreten! Das somit größte Team im Kreis von 450 zu 240 Meter Schwimmen, 20 Kilometer Radfahren und 5,5 Kilometer Laufen gestarteten Sportlern ist zugleich ein sehr heterogenes: Vom Triathlon-Neuling bis zum 20-maligen Teilnehmer, von 22 bis 65 Jahren reicht die Bandbreite derer, die schwarz-grüne „MANNschafts“-Trikots beim Wettkampf in der Kroppacher Schweiz tragen. Darunter sind nicht allein Triathleten des „Vereins zur Förderung des Ausdauersports,“ sondern ebenso Mitglieder aus dessen Rad- und Mountainbikeabteilungen.

Pascal auf dem Weg zum Rad.

„Sehr schön“ findet Maik Wahler die Strecke des Wettbewerbs, wie er nach dem Zieleinlauf ausführt, „auf jeden Fall abwechslungsreich – eine gute Veranstaltung.“ Wahler ist 2025 zum zweiten Mal beim „Mörsbachmän“, seine Premiere im Vorjahr hatte ihm gut gefallen, so dass der aus Pottum am Wiesensee Stammende abermals auf der Sprintdistanz angetreten ist. Bei ihm war das Radfahren 2025 die beste Disziplin, wie er sagt, weil er auf den 20 Kilometern vom Freibad Dickendorf aus über Elkenroth und Rosenheim nach Mörsbach schneller als erwartet unterwegs gewesen ist.

Erhan auf den letzten Metern der Radstrecke.

Seit zehn Jahren ist Maik Wahler im in Hirtscheid ansässigen Verein Mitglied. Seine Tochter Lucy trägt beim diesjährigen „Mörsbachmän“ ebenfalls das Trikot der „MANNschaft“ – obwohl die 23-Jährige ihr formal nicht angehört: Die Biologie-Studentin wohnt in Aachen, ist am Triathlon-Wochenende zu Besuch in der Westerwälder Heimat – und hat den Vater zum Event begleitet. Er hat ihr den Anzug im Design der „MANNschaft“ besorgt und sich besser geschlagen als die Tochter, wie diese lachend einräumt (1:28:42 gegenüber 2:03:14). Mutter und Ehefrau Elena ist als Betreuerin mit nach Mörsbach gekommen. Ein Gemeinschaftserlebnis also.

Viel trainiert habe sie vorher nicht, beschreibt Lucy und verdeutlicht damit zugleich, worum es auch dem vom Langenbacher Energieversorger unterstützten Verein – neben allem sportlichen Ehrgeiz, aller Technik und den Ergebnissen – in besonderer Weise geht: den Spaß an der Bewegung und am Miteinander!

Benjamin (links) läuft hinaus in die Landschaft der Kroppacher Schweiz.

Clarissa in der Wechselzone vom Rad zum Laufen.

„Das ist ja das Schöne hier, dass wir von der ‚MANNschaft‘ wirklich ein sehr breites Spektrum haben von sehr ambitionierten Leistungssportlern bis zu denen, die neu dabei sind. Großartig ist, dass man gemeinsam trainiert, es vollkommen egal ist, wer jetzt was ist und wann er im Ziel ist“, bestätigt Christian Geimer. Er kümmert sich auf der Grundlage eigener, semiprofessioneller Triathlon-Erfahrungen bis hin zu Weltmeisterschaften darum, dass wöchentlich ein qualifiziertes Training für die Westerwälder Triathleten angeboten wird.

Tatsächlich sieht man an der Grillhütte Mörsbach nach dem Zieleinlauf aller „MANNschafts“-Sportler vor allem eines: eine große Gemeinschaft, in der viel gelacht und die zusammen verbrachte Zeit offenkundig wertgeschätzt wird. „Wir haben vorher ebenso zusammen für den Sprint trainiert, sind die Strecke gemeinsam durchgegangen. Wir haben wirklich ein schönes Gemeinschaftsevent daraus gemacht“, ergänzt Geimer, „und das ist das, was in der heutigen Zeit in der Gesellschaft oft zu kurz kommt. Es geht ums Wirgefühl und nicht unbedingt darum, aufs Podium zu kommen.“ Das Miteinander in der Gesellschaft, beobachtet Geimer, habe durch „Corona“ gelitten und solle wieder gestärkt werden.

Glücklich kommt Aaron an.

Das scheint in einem Team besonders gut zu funktionieren, bei dem die Altersbandbreite aller von 18 bis 67 reicht und die individuellen Ziele vom gelegentlichen Fünf-Kilometer-Lauf bis zum „Ironman“ auf Hawaii. „Wir haben alles dabei und sind sehr bemüht darum, dass wir angenehme Trainingsgruppen gestalten, so dass sich jeder zurechtfindet und auf seine Kosten kommt“, betont Triathlet Christian Geimer. „Es ist nicht nur Training und dann ab nach Hause, sondern wir versuchen, vorher und hinterher die Gemeinschaft zu leben.“

Christian (rechts) hat kurz vor dem Finish noch Power zum Überholen.

Vermutlich ist dieses Miteinander der Grund dafür, dass die „MANNschaft“ hinsichtlich ihrer Mitgliederzahlen weiter wächst, wie Geimer darlegt. Man sieht es auch in der Starterliste des Sprint-Wettkampfs: Im Vorjahr waren 17 Sportler der „MANNschaft“ beim „Mörsbachmän“, in diesem Jahr, wie beschrieben, schon 21. „Wir können schon sehr stolz sein, dass wir als regionaler Verein hier so viele Leute an den Start bekommen haben!“, unterstreicht Christian Geimer.

Lucas gehört ebenfalls dazu. Er steht nach dem Zieleinlauf mit Pascal und Erhan zusammen und philosophiert noch ein bisschen über den Kurs: „Das Schwimmen war sensationell“; meint Lucas, der nach 1:16:15 im Gesamtklassement 31. geworden ist, „eine schöne Wassertemperatur. Das Radfahren war so ‚durchwachsen wellig‘, aber eigentlich ganz gut zu fahren.“ Die Organisation des heimischen Triathlons lobt er.

Im Ziel muss Pascal einen Moment lang verschnaufen.

Lucas, Pascal und Erhan (von links) tauschen sich über den Kurs der Sprintdistanz aus.

„Super“, gefällt auch Pascal die Strecke. „Es war heiß – genau mein Wetter“, lacht der zweitschnellste Starter aus der „MANNschaft“ (Gesamtzeit: 1:12:51). Beim Laufen sei er „aufgrund weniger Laufkilometer“ im bisherigen Jahr allerdings „ein wenig eingegangen“, wie er augenzwinkernd sagt, „aber trotzdem super.“ „Auf jeden Fall“, bestätigt Erhan. „Die Kreuzungen sind hier immer super abgesperrt, man muss unterwegs keine Angst haben.“ Die Laufstrecke, die über Wiesen, durch Wald und Felder führt, sei bei dem heißen Wetter gleichwohl nicht ganz einfach gewesen, befindet der Triathlet. „Besonders, wenn man auf der Radstrecke alles gibt, hat man anschließend keine Beine mehr. Aber trotzdem sind wir sehr zufrieden, letztendlich gesund angekommen.“

Maik und Tochter Lucy erholen sich nach der Zielankunft.

Für Clarissa Gilles gilt das nicht ganz so uneingeschränkt: Ausgerechnet auf der Ziellinie, unmittelbar nach der Zeitnahme, knickt die starke Gesamtzweite der Altersklasse 30w um! Doch nach ein paar Schockminuten und etwas Erholung von der hinter ihr liegenden Anstrengung strahlt sie wieder über das ganze Gesicht, wie sie so mit ihrem Team zusammensteht und scherzt. Den Kühlpack an ihrem linken Fuß scheint sie im Kreis ihrer „MANNschafts“-Kameraden fast schon vergessen zu haben.

Uwe Schmalenbach


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