Das war der Bewerbungslauf

Beim „Stöffelrace“ sind sie noch gemeinsam im schwarz-grünen Trikot der „MANNschaft e. V.“ gewesen (siehe „Noch 15 Stunden und drei Minuten“). Doch heute steht von den drei Sportlern aus dem von „MANN Naturenergie“ gesponserten Verein nur Daniel Rahn mit deren Logo auf der Brust an der Startlinie – während Aaron Rieker und Pascal Meyer in einem leuchtend roten Dress auf den Rundkurs durch Bad Marienberg gehen, der zum „Team KEMPF“ des gleichnamigen Fahrzeugbauers Kempf gehört.

Daniel, Pascal und Aaron (von links) wärmen sich am „bockshop“ auf.

Eine halbe Stunde, bevor am Bad Marienberger Markt der Startschuss zum diesjährigen, zehnten „Sparkasse Westerwald-Sieg Firmenlauf“, so der etwas sperrige Name des Sportevents im Oberwesterwald, fällt: Daniel, Aaron und Pascal haben sich am „bockshop“ getroffen. Zum Quatschen, nebenbei etwas Aufwärmen und Dehnen; und um Torben Groß zu besuchen.

Torben Groß versorgt auch die „MANNschaft“ mit Rädern.

Der ist Inhaber des Fahrradgeschäfts an der Bahnhofstraße in Bad Marienberg. Dorthin kommen Radfahrer aus der Region zwischen Koblenz und Siegen – ein recht großes Einzugsgebiet für einen Laden in einer gerade einmal 6.000 Einwohner zählenden Stadt. „Ja, aber das Rhein-Main-Gebiet zum Beispiel ist für einen Limburger so leicht oder schwer zu erreichen wie wir es sind. Von der anderen Seite genauso: Ob die aus Eitorf oder Ukerath zu uns oder nach Köln fahren, ist eigentlich egal. Und im Ländlichen gibt es im Bereich Rad einfach weniger, weil die großen Anbieter alles kaputtmachen“, erläutert Groß. „Außerdem glaube ich, dass wir ganz gut in der Werkstatt sind.“ Das spreche sich herum.

Peter Schneider ist in der Werkstatt des Bad Marienberger Radladens fleißig.

Mit dem „bockshop“ ist die „MANNschaft“ eng verbunden. Zum einen kaufen einige Sportler ihr Equipment dort oder lassen Räder warten. Zum anderen ist Pierre Rückert-Hohs als Zweiradmechaniker in Torben Groß‘ Werkstatt beschäftigt sowie außerdem Aktiver im von MANN geförderten Sportverein. Insgesamt gibt es mit ihm 13 Angestellte im Laden, der direkt am Kurs des Firmenlaufs liegt.

Zum Sponsor der „MANNschaft“ hat Torben Groß gleichermaßen eine Beziehung: „Eine Affinität zu MANN habe ich dadurch, dass ich zu Hause eine Pelletheizung bekommen habe und ‚Westerwälder Holzpellets‘ nutze“, berichtet der „bockshop“-Chef. „Hier im Laden haben wir einen Pelletofen; und Strom machen wir mit denen quasi seit eh und je.“ Und wiewohl er sportiv dort nicht beteiligt ist, ist Groß seinerseits auch Vereinsmitglied in der „MANNschaft“.

Tanja Mann auf dem Rundkurs.

Ihr Mann Markus wird kräftig nass, als es in die nächste Runde geht.

„Ich bin seit 17 Jahren hier, immer an diesem Standort. Das Gebäude gehört dem Besitzer des Fitnessstudios ‚Atlas Sport‘, das auch den Firmenlauf ausrichtet“, erzählt Torben Groß. (Anm. d. Red.: und direkt nebenan liegt.) Aber woher kommt der Name des „bockshop“? „Ich habe schon immer zum Fahrrad ‚Bock‘ gesagt. Ich finde den Namen auch für das Geschäft gut, prägnant, es gab eine freie Domän – da war die Wahl schnell gefallen.“

Zum Firmenlauf baut Torsten Groß alljährlich eine Musikanlage vor seinem „bockshop“ auf. „Einfach, weil hier unten so eine ‚tote‘ Ecke ist. Wir sind, glaube ich, der Punkt, der am weitesten von Start und Ziel und Party auf dem Markt weg ist. Dann kommen einige Kunden dazu, es wird ein Kasten Bier hingestellt – das hat sich so eingebürgert.“ Gleichwohl wolle er keinesfalls eine „Gegenveranstaltung“ machen.

Aber nun ist genug geschwätzt, Daniel, Aaron und Pascal müssen vom „bockshop“ aus noch zum Start, der vorausgegangene Schülerlauf ist inzwischen schon zu Ende.

Dreimal führt der Kurs im Erwachsenenrennen durch Bad Marienbergs City. Nach insgesamt fünf Kilometern vor allem über die Bismarck-, Fritz-von-Opel- und Langenbacher Straße und vorbei am „bockshop“ wird der Zielbogen am steilsten Stück des Parcours erreicht.

So voll ist die Innenstadt des Kneip-Heilbades selten.

„Doch, doch, es war anstrengend“, urteilt Pedro Ricardo Martínez Escobedo nach dem Rennen. Er ist Auszubildender bei „MANN Naturenergie“ und in diesem Jahr zum ersten Mal beim Bad Marienberger Firmenlauf dabei. „Der Rest der fünf Kilometer ist nicht so schwer, aber hier hoch, das ist schon hart.“

Pedro beschreibt, dass er es ganz schön voll gefunden habe bei diesem Wettbewerb. Die Ergebnisliste führt 1.078 Teilnehmer im Ziel auf. Eine Reihe Läufer sind selbst neben der eigentlichen Strecke zwischen den Zuschauern über die Straßen über Gehwege und Plätze gesprintet. Am Ende läuft Pedro mit 24:40 Minuten auf den 189. Gesamtrang. „Wenn Gott das will“, möchte er im kommenden Jahr erneut mit seinen Arbeitskollegen zum Firmenlauf im Kneip-Heilbad antreten.

Daniel ist mit 21:07 Minuten schnell genug, um vor dem Platzregen am Ziel zu sein…

Zu diesen Kollegen gehört auch Projekt-Ingenieur und Prokurist Daniel Rahn. Er kann nach 21:07 Minuten einen ordentlichen 48. Gesamtrang und Platz 10 in seiner Altersklasse M40 erzielen. Wie Rahn ist Jörg Thielmann Prokurist beim Langenbacher Energielieferanten. Der Laufsport zählt sonst eher weniger zu seinen bevorzugten Freizeitbeschäftigungen, doch hier ist er dabei. Thielmann vermarktet in seinem Job unter anderem den Strom, den die Firma Kempf mit ihrer Großflächen-Photovoltaik erzeugt und nicht selbst verbraucht. Noch so eine Querverbindung.

…während sein Kollege Jörg im strömenden Regen die Ziellinie erreicht.

An Kilowattstunden ihres Arbeitgebers dürften Aaron und Pascal aus dem „Team KEMPF’ indessen heute weniger denken, aber viel Energie haben sie zweifelsohne eingesetzt: Aaron wird nach 20:14 Minuten bemerkenswerter 25. (sowie 4. seiner Alterskasse M30), und Pascal sichert sich mit 18:17 Minuten sogar den fünften Gesamtrang (zweiter in derselben Altersklasse).

Mika ist der Sohn von WWHW-Mitarbeiter Thomas Limbach.

„Nass, sehr nass!“, entgegnet Thomas Limbach nach dem Lauf auf die Frage, wie es beim Firmenlauf gewesen sei. „Sonst eigentlich schön, es hat Spaß gemacht – nächstes Jahr wieder!“ Limbach ist Anlagenführer im Pelletwerk der „Westerwälder Holzwerke“ (WWHW), die zur MANN-Gruppe gehören. Er hat seinen Sohn Mika mitgebracht zu der Sportveranstaltung in Bad Marienberg, die im Anschluss in die „After-Run-Party“ direkt neben der Strecke mündet. Mika trägt ebenfalls das Trikot der „MANNschaft“, aber natürlich arbeitet der 14-Jährige noch nicht beim Langenbacher Unternehmen, sondern drückt die Schulbank. „Das war der Bewerbungslauf“, scherzt sein Vater.

Die Party gehört zu dem Event, das 2025 zum zehnten Mal ausgetragen worden ist.

Familiäre Bindungen gibt es genauso zwischen den Startnummern 708, 709 und 710: Markus Mann, geschäftsführender Gesellschafter von „MANN Naturenergie“, seine Frau Tanja sowie Tochter Johanna sind dabei – und ebenso nass wie alle anderen Läufer. Bei durchaus riesiger Stimmung entlang der Strecke feuert das Publikum alle Läufer mächtig an – zumindest so lange, bis ein ordentlicher Wolkenbruch die Hälfte der Zuschauer vertreibt und die Aktiven auf dem Kurs bis auf die Haut durchweicht. Die meisten von ihnen dürften da gerade auf der zweiten Runde gewesen sein.

Auch draußen vor dem Zelt ist nach dem Lauf weiterhin viel los.

Doch letztlich geht es beim Firmenlauf in Bad Marienberg zuvorderst weniger um sportliche Erfolge und Bedingungen, sondern mehr um die Gemeinschaft mit den Kollegen, das Dabeisein. Das wiederum sind zugleich Werte, für die der Sport generell steht und die die „MANNschaft“ lebt.

Insofern passte es bestens, dass mit den Läufern im Trikot des „Vereins zur Förderung des Ausdauersports“ heute vor allem Menschen gelaufen sind, die zum hinter der Organisation stehenden Unternehmen gehören, sonst jedoch nicht zu den Wettkämpfern der „MANNschaft“ zählen. Dafür sind Markus Mann als erster Vorsitzender und Jörg Thielmann als Kassenwart des Vereins für ihn aktiv.

Nach dem Wettbewerb treffen sich MANN-Mitarbeiter zum Plausch mit den Kollegen. Fotos: Schmalenbach