„Löwenlauf“: Eine spezielle Verbindung zu einem besonderen Event

Zwar wird die „MANNschaft“ mit 21 Finishern am Ende den 1. Platz in der Wertung der größten Teams mit heim nehmen können (nebst 30 Litern Bier aus der nahen „Westerwald-Brauerei“ als Preis dafür), doch beim ersten Lauf des diesjährigen „Hachenburger Löwenlaufs“ geht nur ein einziger Aktiver dieses von „MANN Naturenergie“ unterstützten Vereins überhaupt auf die Strecke! Und das nicht als Wettkämpfer, sondern als „laufender Wegweiser“: Christian joggt voran und zeigt den Kindergartenkindern beim 600-Meter-Bambini-Lauf den Weg zum Ziel.

Los geht es mit Bambini aus den Kitas. Christian läuft voran.

Da ist dem Bogen vor dem Start die Luft ausgegangen…

Ehe am frühen Nachmittag die Läufe über 6,3 Kilometer (als „Jedermannlauf“ bzw. Walking), der Halbmarathon und der über 10,5 Kilometer starten, sinkt zunächst der die Werbung des einen der beiden Hauptsponsoren tragende Startbogen in sich zusammen. Irgendwer hat offenbar den Stecker des Gebläses gezogen, das den „Westerwald-Bank“-Bogen in Form bringt. Das Problem ist jedoch rasch behoben, nachdem die Stromversorgung wieder hergestellt ist.

Ideal

Schon das Aufwärmen bringt Spaß und Kinder in Bewegung!

Rund 1.000 Teilnehmer des 39. „Löwenlaufs“ freuen sich über ideale Wetterbedingungen mit angenehmen Temperaturen, wenngleich ab dem ersten Verpflegungspunkt östlich von Gehlert der Wind auffrischt. „Super geiles Wetter“, einen solchen Kommentar hört man später im Ziel häufiger. Die Strecken verlaufen schon nach nur 2,6 Kilometern über Waldwege, führen durch Wiesen und Felder, bieten einen recht abwechslungreichen Landschaftslauf im Südosten und Osten von Hachenburg. Der Herbst hat vielen Bäumen ein farbenfrohes Kleid verpasst

Höhenmeter

Jürgen ist einer der „Halbmarathonis“ im Trikot der „MANNschaft“.

Auf der 10,5-Kilometer-Runde, die 13 „MANNschaftler“ bewältigen (weitere vier wählen den 6,3-Kilometer-Jedermannlauf), kommen 110 Höhenmeter zusammen. Die „Halbmarathonis“ (darunter vier im Trikot von „MANN Naturenergie“) müssen sich vom ersten Verpflegungspunkt aus, an dem die Sportler auf der kürzeren Distanz schon wieder Richtung Start abbiegen, erst noch bis auf den bei Alpenrod gelegenen Gräbersberg hocharbeiten. Dort befindet sich nach gut der Hälfte des Weges der höchste Punkt des 21,1 Kilometer langen Rundkurses, der mit 260 Höhenmetern aufwartet.

Günstig

Benjamin ist mit 1:28:32 Minuten der Schnellste der vier aus der „MANNschaft“, die den Halbmarathon gewählt haben.

Der Wettbewerb kommt bei den Aktiven aller Distanzen gut an. Das liegt gewiss auch an ansprechenden Streckenführungen und einer tollen Organisation – sogar eine Nachmeldung eine Stunde vorm Start ist möglich.

Zudem ist der „Löwenlauf“ unvergleichlich günstig: nur sechs Euro Startgeld sind es beim „Jedermannlauf“. Selbst der Halbmarathon (den mit Abdi Uya in 1:14:14 Stunden ein Profiläufer gewinnen wird), ist mit 15 Euro enorm preiswert – speziell verglichen mit der ausufernden Zahl an (immer kostspieligeren) City-Marathons in deutschen Großstädten, bei denen der Kommerz auf Kosten von Freizeitsportlern mehr und mehr im Vordergrund zu stehen scheint. Bei den Bambini sind in Hachenburg gar lediglich zwei Euro je Starter zu entrichten – wirklich für jeden Elternhaushalt erschwinglich! Schon die Finisher-Medaille, die jeder Teilnehmer im Ziel erhält, kostet den ausrichtenden Verein im Einkauf mehr.

Teilnehmerzahl

Dieser, die DJK Marienstatt, veranstaltet seit 1986 jährlich den „Hachenburger Löwenlauf“. „Die DJK hat eine eigene Laufabteilung, daraus ist auch ein Lauftreff entstanden und irgendwann dieser ‚Löwenlauf‘.“ Mit den Jahren sei er immer mehr gewachsen, führt Kevin Walterschen weiter aus. Seit „Corona“ gehen die Teilnehmerzahlen ihm zufolge insgesamt (wieder) nach oben, wenngleich der „Löwenlauf“ vormals in der Spitze schon an der 2.000er-Marke kratzte.

Walterschen ist Teil des Orga-Team des Events. Auf die Frage, wie er die an der Menge der Mitmachenden erkennbare Beliebtheit des Hachenburger Wettbewerbs erkläre, entgegnet er: „Das Familiäre, Unkomplizierte, alles auf kurzem Dienstweg, wie man sagt – das ist aus Läufersicht schon angenehm, glaube ich.“

Karitativ

Pascal (110) „zieht“ seinen Kumpel Philipp (70)…

Und dann ist da noch ein Aspekt, von dem Walterschen denkt, dass er manchen Läufern wichtig ist: „Es ist eine zu 100 Prozent karitative Veranstaltung. Der Verein steckt sich nichts in die eigene Tasche – alles, was wir hier einnehmen, spenden wir an den ‚Kinderheim und Dorfambulanz Südindien e. V.‘ Das ist schon seit vielen, vielen Jahren so. Das ist natürlich eine Motivation für Organisatoren wie Teilnehmer, etwas Gutes zu tun“, so Walterschen. „Das Zweite ist, dass sich über die Jahre ein Helferteam etabliert hat, das im Vorfeld alles auf die Schiene setzt.“ Das Kernteam bestehe aus elf Vereinsmitgliedern.

…und holt ihm am Verpflegungspunkt schon einmal etwas zu trinken.

Klar: Am Wettkampftag werden diese von vielen weiteren Ehrenamtlichen, von Feuerwehr, Polizei oder DRK und anderen unterstützt. Doch dafür, dass die Strecke abgesperrt, ausgeschildert, der besagte Start- wie ein Zielbogen aufgebaut werden müssen, in der an den Start-/Zielbereich grenzenden Rundsporthalle, in der es Verpflegung, Umkleiden und die Siegerehrung gibt, der komplette Boden ausgelegt worden ist und, und, und, erscheint eine elfköpfige Gruppe nicht allzu groß.

Am Ende klappt es: Der „MANNschaftler“ hilft Philipp, deutlich unter einer Stunde anzukommen.

Kevin Walterschen nickt. „Wenn ich erzähle, was alles zu tun ist, will keiner mehr so eine Veranstaltung ausrichten“, sagt er, „es ist ein riesiger Aufwand: Wir müssen den Lauf beantragen, der muss offiziell genehmigt werden; mit der Stadt, mit dem Kreis müssen die Straßensperrungen organisiert werden. Die müssen wiederum mit der Polizei abgestimmt werden, mit der Feuerwehr, dem Rettungsdienst. Und die größte Herausforderung ist der Bürokratismus: Wir müssen die Revierförster informieren, dass wir durch Waldgebiet laufen, und eine Schankerlaubnis erfordert mittlerweile einen siebenseitigen Antrag. Da geht der ‚kurze Dienstweg‘ nicht mehr – das macht es schon auch anstrengend. Und was wir hier ausschenken, ist von der Menge her überschaubar, im Fokus steht nun einmal der Lauf.“ Früher hätten sich viele Dinge noch auf Zuruf regeln lassen, das sei vorbei.

Kevin Walterschen in der für Siegerehrung und Beisammensein nach dem Lauf vorbereiteten Rundsporthalle. Er wirkt seit acht Jahren an der Organisation des alljährlichen „Löwenlaufs“ mit. Bereits seit 1989 werden die erzielten Erlöse für soziale Projekte gespendet. Durch eine langjährige Verbundenheit gehen sie an Kinderheime und eine Dorfambulanz in Südindien. Fotos: Schmalenbach

Pferd

Sebastian auf der landschaftlich reizvollen Strecke. Er wird nach 43:45 Minuten als erster der „MANNschaft“ das Ziel der 10,5-Kilometer-Strecke erreichen.

Von diesen Hintergründen bekommen die rund 1.000 Sportler, die es ins Ziel schaffen, erfreulicherweise nicht viel mit. Das ist ja auch so gewollt, im Vordergrund soll die Freude am Sport stehen. Bei den Jüngsten scheint die sehr ausgeprägt zu sein: laufen wie ein Pferd, auf einer gedachten Linie balancieren – 34 Kinder aus der Luckenbacher „Don-Bosco-Kita“ haben schon beim Aufwärmen enormen Spaß! Alle tragen weiße Shirts mit dem bunten Schriftzug „Don Bosco Kids“ auf dem Rücken und ihren Vornamen auf der Vorderseite.

„Stine“ steht auf jenem einer der drei begleitenden Erzieherinnen. Und Stine Henrich erzählt, dass die Kindertagesstätten jedes Jahr in Hachenburg dabei sei, um auf der 600 Meter langen Laufstrecke, auf der Christian voranjoggt, mitzumachen, den Spaß an der Bewegung zu fördern und das Miteinander ohnehin. Sie fügt hinzu, dass bei der ersten Teilnahme der Kita erst zwölf „Don Bosco Kids“ beim „Löwenlauf“ gelaufen seien und dass die inzwischen nahezu dreifache Zahl nicht darauf zurückzuführen sei, dass das Luckenbacher Haus insgesamt mehr Kinder etwa in der Wölkchen-, Mond- oder Regenbogengruppe betreue. Henrich erläutert, dass von den den Kindergarten besuchenden jungen Sportlern einfach immer mehr dabei seien.

Erste

Als unter anderem Clarissa und Sebastian, zwei der Teilnehmer aus der „MANNschaft“, auf die 10,5-Kilometer-Strecke des 39. „Löwenlaufs“ gehen und nach 43:45 Minuten (Sebastian) beziehungsweise 47:29 Minuten (Clarissa) wieder im Ziel sind, sind die Bambini längst daheim. „Besser als letztes Jahr“ sei es dieses Mal bei ihr gelaufen, urteilt Clarissa über ihre Teilnahme, die ihr schlussendlich den „Ersten“ bei den Damen einbringt.

„Sehr schön zum Laufen“: auch Sebastians Bewertung des Wettbewerbs fällt positiv aus. „Ich muss sowieso zufrieden sein mit meiner diesjährigen Teilnahme, weil ich letztes Jahr die letzten 300 Meter gegangen bin, weil ich ‚geplatzt‘ bin! Keine Ahnung, Kreislauf oder was auch immer. Deswegen hatte ich dieses Jahr die ganze Zeit den mentalen Druck, nicht zu viel zu machen, ein bisschen rauszunehmen.“

Etwas nach dem Teamkameraden kommen Christian, Pierre und Aaron (von links) an der Stelle vorbei.

Clarissa und Sebastian freuen sich, dass sie unterwegs häufiger andere aus der „MANNschaft“ gesehen haben, wie sie berichten, da einfach viele Teilnehmer des Vereins zum „Löwenlauf“ gekommen sind, der für die meisten außerdem den Abschluss der Wettkampfsaison darstellt.

Clarissa ist im Ziel – als erste der Damen.

Haustür

Auch Aaron ist angekommen.

Nur wenig nach Sebastian sind seine Teamkollegen Aaron (in 44:24 Minuten) und Pierre (44:41 Minuten) ebenfalls ins Ziel des kürzeren der beiden Hauptläufe gekommen. Pierre sagt, dass er, anders als Clarissa und Sebastian, erstmals in Hachenburg teilgenommen hat. Er wird Erster der Altersklasse M45. „Ich habe dieses Jahr schon so viele Läufe gemacht, ich kann sie schon gar nicht mehr zählen“, schmunzelt er, „außerdem bin ich zu einem reinen Radrennen, dem ‚Stöffel-Race‘ oder auch drei Mitteldistanzen im Triathlon gewesen, ebenso zwei Marathons, einen Halbmarathon und jede Menge Zehnerläufe so wie heute. Obwohl der ‚Löwenlauf‘ direkt vor meiner Haustür stattfindet, bin ich bisher noch nicht hier gestartet“, lacht der in Krümmel Wohnende, „weil ich die Zehner früher nicht gemacht habe. Ich wollte immer die langen Distanzen!“

Unterstützung

Triathlet Pascal ist eigentlich ein guter Läufer. Doch in Hachenburg benötigt der „MANNschaftler“ auf den 10,5 Kilometern fast 14 Minuten mehr als sein Teamkollege Pierre! Was ist da los gewesen? So wie der eingangs erwähnte Christian, ist Pascal beim „Löwenlauf“ nicht in erster Linie als Wettkämpfer angetreten, sondern als Helfer für einen anderen im Einsatz gewesen. „Ich habe einen Kumpel gepaced. Normalerweise wollte ich gar nicht mitlaufen, aber der Kumpel hat mich gefragt, weil er unter einer Stunde ins Ziel des Zehners kommen wollte. So bin ich doch gestartet und hatte einen guten Trainingslauf heute“, lächelt Pascal.

Just in diesem Moment kommt der besagte Kumpel hinzu. Philipp Kämpf, so heißt er, schildert, noch nie zuvor an einem solchen Lauf teilgenommen zu haben. „Ich dachte unterwegs immer, dass Pascal die ganze Zeit lügt. Er hat immer gesagt, wir seien gut in der Zeit.“ Doch der erfahrene Wettkämpfer aus der „MANNschaft“ hat den Freund nicht belogen: 58:10 Minuten zeigt die Uhr, als Philipp die Ziellinie überquert – und damit das Vorhaben, bei seinem ersten Lauf überhaupt unter einer Stunde zu bleiben, umgesetzt hat.

Gemeinsamkeit

Auch das ist eben der „Löwenlauf“: Es geht nicht nur um sportliche Höchstleistungen wie den (gescheiterten) Versuch des späteren Gesamtsiegers Abdi Uya, einen neuen Streckenrekord aufzustellen oder Clarissas beachtlichen Sieg bei den Damen, sondern um einen guten Tag für alle auf und an der Strecke, um Spaß am Miteinander und Begeisterung für Bewegung – und sei es völlig ohne Zeitnahme wie bei den Bambini.

Um die Gemeinsamkeit an diesem Oktober-Samstag noch eine Weile länger zu genießen, begeben sich zwölf Mitglieder der „MANNschaft“ nach Wettbewerbsende und Siegerehrung nur wenige Meter weiter, auf die andere Straßenseite. Dort hat in Sichtweite der Rundsporthalle die „Westerwald-Brauerei“ ihren Sitz. Die Sportler aus dem von „MANN Naturenergie“ gesponserten Team nehmen an einer Führung durch die Produktion teil, essen und trinken dort zusammen (siehe Ohne Sponsoren würden wir es nicht gestemmt kriegen!“).

Udo muss erst einmal einen Moment lang ausruhen.

Das passt hervorragend: Die Farbgebung der „Hachenburger-Pils“-Kästen erinnert ohnehin sehr an die der „MANNschafts“-Trikots. Das Unternehmen ist aber zudem ein großer Strom-Kunde des Haupt-Unterstützers der „MANNschaft“, „MANN Naturenergie“. So haben die 21 Aktiven in Hachenburg wohl eine spezielle Verbindung zu dem besonderen Event und seinen Akteuren.

Uwe Schmalenbach

Hier geht’s zur Bildergalerie mit vielen weiteren Szenen von der

„MANNschaft“ beim diesjährigen „Löwenlauf“!